hoffmannOb es Götter gebe oder nicht, sei eine Sache des Glaubens, daher unentscheidbar, meinen die besonnenen, toleranten Geister. Ich widerspreche. Solche Arten von Glauben werden in der Regel kulturell vermittelt – oder besser: eingepflanzt. Sonst wäre ich wohl nicht von 0 bis 17 Jahre „gläubiger Katholik“ gewesen. Sonst wären auch die unterschiedlichsten Vorstellungen in der Welt über die Existenz oder Nichtexistenz von Göttern oder anderen übernatürlichen Wesen kaum zu erklären. Für solche Erklärungen brauchen wir rationales, faktengestütztes Wissen. Solcher Art Wissen aber führt wohl immer zu der Erkenntnis, dass Götter von Menschen geschaffene Fiktionen sind. Über die Funktion solcher Fiktionen kann man philosophisch und wissenschaftlich diskutieren: Trost, Gerechtigkeits-Versprechen, Projektion der eigenen Wünsche – oder auch Herrschaftsinstrument.

Die Vertreter von Religionsgemeinschaften lassen sich auf einen solchen Diskurs nicht gerne ein – zu Recht, denn ihre Logik ist nicht die des rationalen Diskurses, sondern der überlieferten Wahrheit und einer Dogmatik, die am Ende unantastbar bleiben muss. Nicht überzeugen, sondern im besten (unblutigen) Fall überreden war daher immer das herrschende Prinzip religiöser „Pädagogik“. Noch besser: man tauft schon den Säugling, der noch nicht wissen kann, wie ihm geschieht. Da auch so lebenslange Treue nicht gewährleistet ist, müssen die Päpste aller Religionen immer wieder zu neuer „Missionierung“ aufrufen.  

Solche Überlegungen sind für mich keineswegs unvereinbar mit der Achtung vor dem jeweiligen individuellen Glauben und der Zugehörigkeit zu einer „Kirche“. Ich meine dennoch, dreierlei verlangen zu können:

Erstens, eine gleiche Achtung vor dem Nicht-Gläubigen;

Zweitens, eine deutliche Unterscheidung zwischen religiöser Dogmatik und wissenschaftlicher Methode (wobei selbstverständlich auch letztere Gegenstand kontroverser Auseinandersetzungen sein kann und muss);

Drittens: das Ende der unsäglichen und unerträglichen Diskriminierung nichtreligiöser Auffassungen. Bei uns heißt das vor allem: Schluss mit der Privilegierung der katholischen Kirche und Trennung von Staat und Kirchen in allen Hinsichten.

Das verlangt von uns allen noch ein gutes Stück Engagement! Ich wünsche AHA dabei viel Mut und Ausdauer!

©2010 André Hoffmann
Abgeordneter (déi Lénk)