Religion, Terror und das Licht der Vernunft
Autor: Dr. Sam Harris (Philosoph und Neurowissenschaftler)
Rezension von AHA Lëtzebuerg:
Neben Richard Dawkins’ „Gotteswahn“ ist „Das Ende des Glaubens“ von Sam Harris wohl bis dato die furioseste Streitschrift wider die Religionen. Harris beleuchtet aber weniger die wissenschaftlichen Probleme mit dem Glauben, sonder vor allem die von Religion und Glauben ausgehenden praktischen Probleme und Gefahren für unsere Gesellschaft und die menschliche Zivilisation überhaupt. Geschrieben in einer eloquenten und leicht verständlichen Sprache ist es wohl das eine Buch, von dem man sich wünschen würde, jeder Politiker müsse es vor Antritt seines Amtes gründlich durchlesen.
Visiert sind vor allem die drei monotheistischen Religionen: das Judentum, das Christentum und der Islam. Harris sieht diese drei Religionen als die Basis für zahlreiche Kriege, für weltweiten Hass und Terror. Auch wenn viele Konflikte heute auch um Macht, Politik und Geld drehen, so stehen an der Basis immer wieder die religiösen Unterschiede der Streithähne.
Der katholischen Kirche und dem Vatikan wird in Harris’ Buch besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So prangert der Autor unter anderem an, dass der Vatikan die Verbrechen der Nazis im zweiten Weltkrieg nie offiziell verurteilt hat. Daneben sei es eine wohlbekannte Tatsache, dass Vertreter des Vatikans SS-Mitgliedern wie Adolf Eichmann, Martin Bohrmann, Heinrich Müller, Franz Stangl und Hunderten anderen dabei halfen, sich in der Nachkriegszeit nach Südamerika und in den Nahen Osten abzusetzen. In diesem Zusammenhang werde oft daran erinnert, dass es im Vatikan auch Leute gab die Juden halfen. Dies stimme, so Harris. Hinzufügen müsse man jedoch auch, dass der Vatikan seine Hilfsbereitschaft oft davon abhängig machte, ob die betreffenden Juden sich zuvor hatten taufen lassen.
Auch die von der katholischen Kirche in der Vergangenheit begangenen zahlreichen Verbrechen (z.B. Inquisition) werden von Harris beschrieben. Sam Harris:„Die Frage, wie die Kirche es fertig brachte, Jesu Kernbotschaft von der Nächstenlieben und dem Hinhalten der anderen Wange in eine Doktrin des Mordens und Raubens umzuwandeln, erscheint uns wie ein grausames Geheimnis; es ist jedoch ganz und gar kein Geheimnis. Abgesehen von der Heterogenität und völligen Widersprüchlichkeit der Bibel, die sich zur Rechtfertigung der unterschiedlichsten und unvereinbarsten Anliegen heranziehen lässt, liegt die Schuld eindeutig bei der Glaubenslehre selbst.“
Harris beleuchtet eindrucksvoll die Gefahren für den Weltfrieden, die von religiös eingestellten Menschen im Hinblick auf die immer einfacher werdende Verfügbarkeit von Massenvernichtungswaffen ausgehen können. Sam Harris: „Es ist an der Zeit zu erkennen, dass alle vernunftbegabten Menschen einen gemeinsamen Feind haben. Dieser Feind ist uns so nahe, und er ist derart trügerisch, dass wir ihm selbst dann noch trauen, wenn er droht, jegliche Aussicht auf menschliches Glück zu zerstören. Dieser Feind ist kein geringerer als der Glaube selbst.“
Interessant ist auch der Ansatz des Autors, zwischen Religion und Spiritualität zu unterscheiden. Zwischen Vernunft und Glaube bestände eindeutig ein Widerspruch, nicht aber zwischen Vernunft und Liebe, zwischen Vernunft und Spiritualität. Außerdem könne man sein Leben nach guten Werten leben, ohne dabei auf Glauben zurückzugreifen. Sam Harris: „Wir müssen uns nicht an Mythen klammern, um in die Tiefen unseres Daseins vordringen zu können. Wir brauchen keinen personifizierten Gott zu verehren, um Ehrfurcht zu empfinden angesichts der Schönheit und Unermesslichkeit des Kosmos. Wir brauchen uns mit keinen Stammesmythen zu beladen, um eines schönen Tages zu bemerken, dass wir, in der Tat, unseren Nächsten lieben, dass unser Glück vom Glück unseres Nächsten nicht zu trennen ist.“
Ein sehr lesenswertes Buch!
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