Aus dem Dunstkreis der katholischen Kirche Luxemburgs wird derzeit mit dem populistischen Scheinargument der „Wahlfreiheit“ gegen das Regierungsprojekt eines gemeinsamen Werte- oder Ethikunterrichts für alle Schüler gewettert.

Das Beibehalten der aktuellen Aufteilung der Schüler in den katholischen Religionsunterricht und die nicht-religiöse Laienmoral, wie es die katholische Kirche fordert, hat allerdings rein gar nichts mit Wahlfreiheit zu tun. Im Gegenteil: Religionsunterricht dient der Missionierung, die Bestandteil aller christlichen Religionen ist. Ziel ist, dass alle Kinder eine bestimmte Religion "glauben", und zwar die katholische. Der Staat sollte die religiöse Beeinflussung von Kindern aber nicht weiter fördern. Deshalb ist Religionsunterricht in der Schule nicht mehr zeitgemäß.

Von den Gegnern des gemeinsamen Ethikunterrichts wird zudem tunlichst verschwiegen, dass es bei der ganzen Diskussion nicht um die Freiheit der Eltern geht, sondern um die freie geistige Entwicklung der Kinder in einer pluralistischen Gesellschaft. Wahre Wahlfreiheit kann deshalb nur darin bestehen, die Kinder in einem neutralen Rahmen mit verschiedenen Weltansichten, ob religiös oder nicht-religiös, zu konfrontieren, damit sie ihren eigenen Weg zu ihrer persönlichen Weltansicht finden können. Dieser Anforderung kann nur ein konfessionsfreier gemeinsamer Ethikunterricht gerecht werden. (Hierbei sei klar gesagt, dass letzterer neben Weltanschauungen natürlich noch viele andere Bereiche im Rahmen der Wertevermittlung thematisieren muss.)

Ein solcher Ethikunterricht hat im Gegensatz zur Aufteilung der Schüler in einen katholischen, muslimischen, jüdischen, atheistischen (usw.) Unterricht den weiteren Vorteil, dass die Kinder eben gerade bei der Wertevermittlung zusammengehalten, anstelle aufgrund der weltanschaulichen Überzeugungen ihrer Eltern voneinander getrennt werden, was den Zusammenhalt in einer pluralistischen Gesellschaft langfristig gefährden würde. Genauso irrsinnig wie es wäre, beim Fach „Economie politique“ die SchülerInnen auf Grund der Parteikarte ihrer Eltern in einen kommunistischen, liberalen, sozialistischen oder ökologischen Unterricht aufzuteilen.

Aus diesen Gründen gratuliert AHA der neuen Regierung, dass sie sich im Interesse des gesellschaftlichen Zusammenhalts sowie einer freien geistigen Entwicklung der Kinder um eine rasche und konsequente Umsetzung des gemeinsamen Ethikunterrichts bemüht. AHA geht davon aus, dass sich die Regierung nicht von populistischen religiösen Pseudoargumenten beeinflussen lässt. 

 

Download:

2013-12-17_Liberte_de_choisir_FR.pdf
2013-12-17_Wahlfreiheit_DE.pdf